1. FC Magdeburg: Zeit für höhere Ziele?

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Mit dem 2:1 Sieg gegen die Stuttgarter Kickers hat der 1. FC Magdeburg erstmals die 40 Punkte-Marke überschritten. Jene viel diskutierte Marke, die als Maßstab für den sicheren Ligaverbleib gilt. 41 Zähler haben die Magdeburger nun – nach 27 Spielen – zu verbuchen. Sie stehen damit auf einem soliden Platz 5 der Dritten Liga. Ist es nun Zeit für höhere Ziele? Mit dem Abstieg rechnet in der Landeshauptstadt zumindest kaum jemand mehr. Doch zwischen Fans und Verantwortlichen ist in diesem Tagen ein eisiges Klima entstanden.

MDCC-Arena, Magdeburg. Als Sebastian Ernst an diesem Sonntag in der zweiten Spielminute gegen die Stuttgarter Kickers zur Führung trifft und Tarek Chahed eine halbe Stunde später auf 2:0 erhöht, erwartet man ausgelassenen Jubel und die berüchtigte Feierstimmung. Damit hat sich der 1. FCM in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Doch vielen Fans ist an diesem Sonntag nicht zum feiern zumute. Sie haben sich mit der Vereinsführung gestritten. Die habe über die Köpfe der Fans hinweg entschieden – wieder einmal, so die Kritik. Das suggeriert ein Transparent, welches die Fans um Block U, dem stimmungsaktivsten Teil der Fans, im Stadion aufgehängt haben. Darauf steht in blauen Großbuchstaben geschrieben: „Wir sind keine Marionetten“. Der Name Mario ist dabei in roter Farbe hervorgehoben, eine Anspielung auf Sportchef Mario Kallnik und dessen Führungsstil. Und so bleiben die Fans in den Blöcken Drei,Vier und Fünf für eine Halbzeit still, während sich Fans in einigen anderen Blöcken mühen, die Abstinenz von Block U weniger bemerkbar zu machen.

Sportlich hingegen läuft alles beim FCM. Binnen anderthalb Jahren ist der Verein aus dem Tabellenkeller der Regionalliga Nordost bis zu den oberen Plätzen der dritten Liga gewandert. Stück für Stück – kontinuierlich aufwärts. Zu verdanken hat man das – neben Leistungsträgern wie Marius Sowislo, Christian Beck oder Lars Fuchs innerhalb des Teams – auch der Zusammenarbeit zwischen Jens Härtel und Mario Kallnik mit seiner Transferpolitik. Kallnik, einst selbst Spieler beim FCM, konnte nach dem Aufstieg im zurückliegenden Sommer wichtige Führungsspieler an den Club binden. Dass Sebastian Ernst am letzten Sonntag traf, den Kallnik in der Winterpause aus Hannover in die Landeshauptstadt lotsen konnte, ist ein Beleg für dessen Arbeit. Und auch der zweite Torschütze Tarek Chahed wurde erst im Fühjahr des vergangenen Jahres vom FCM mit einem Profivertrag ausgestattet.

"Wir sind keine MARIOnetten" - Mit diesem Spruchband kritisierte Block U das Handeln der FCM-Führungsetage um Sportchef Mario Kallnik im Kartenstreit rund um das Heimspiel gegen Rostock
„Wir sind keine MARIOnetten“ – Mit diesem Spruchband kritisierte Block U das Handeln der FCM-Führungsetage um Sportchef Mario Kallnik im Kartenstreit rund um das Heimspiel gegen Rostock

Nach 27 Spielen hat das Team um Trainer Jens Härtel zehn Siege, elf Unentschieden und sechs Niederlagen gesammelt. 41 Punkte stehen in der Tabelle zu buche. Zusammengestellt hat den Kader auch zu erheblichen Teilen Marion Kallnik. Der 1.FC Magdeburg, der wie für einen Aufsteiger üblich, mit dem Saisonziel des Klassenerhalts begann, steht nun besser da als manch ein Experte vor der Spielzeit für möglich gehalten hätte. Mit dem Abstiegskampf hatten die Elbestädter in der bisherigen Saison kaum etwas zu tun, obwohl das Team schwerwiegende Rückschläge wie die Verletzung von Felix Schiller hinnehmen musste. „Wir spielen den Fußball, den wir können. Der ist sehr leidenschaftlich, sehr aggressiv und aktiv“, beschrieb Jens Härtel den Fußball sein Erfolgsrezept am Sonntag zutreffend. Dass der FCM in den folgenden Wochen noch einmal mit dem Abstieg zu tun bekommt, daran denkt man in diesem Tagen eher nicht. Und gerade in der dritten Liga scheint die 40-Punkte-Marke passender denn je. In der vergangenen Drittligasaison stiegen Jahn Regensburg (31 Punkte), Unterhaching (39 Punkte) und Borussia Dortmund II (39 Punkte) ab. Hansa Rostock verblieb mit 41 Punkten in der dritten Liga. Die Vorzeichen stehen also gut für den FCM. In der Landeshauptstadt spricht manch einer auch schon vom Aufstieg in die zweite Liga, auch wenn das in der allgemeinen Euphorie meist eher so daher gesagt klingt.

Aus der Führungsebene des 1. FC Magdeburg sind derweil ruhigere Töne zu vernehmen. Nach Außen gibt man sich bescheiden. Und doch kommt mitunter das Gefühl auf, dass man schon längst höhere Ziele anstrebt. Darauf deuten die Ereignisse aus den vergangenen Tagen und Monaten hin. Im Zuge einer Professionalisierung der Strukturen innerhalb des Vereins und einer marktwirtschaftlicheren Orientierung sind Entscheidungen getroffen worden, die die Fans verärgert haben. Bereits im letzten Frühsommer gab es von Seiten des Vereins eine Ticketpreiserhöhung ohne, dass Fanvertreter vorab informiert oder einbezogen wurden. Dann folgten im Herbst die Streitigkeiten um eine Ausgliederung der Profiabteilung, für welche die Verantwortlichen im Hintergrund scheinbar alle Vorbereitungen getroffen hatten, ohne die Mitglieder rechtzeitig mit den nötigen Informationen zu versorgen. Ein Versteckspiel, bei dem fast nur über Medienberichte Details nach Außen gelangten. Ein ähnliches Szenario ereignete sich nun bei der Diskussion um Kartenkontingente und den (Teil)ausschluss von Gästefans. Auch hier erfuhr die Öffentlichkeit erst durch Rostocker Fanverteter von der Entwicklung. Die aktive Fanszene sieht darin die Abschaffung der gängigen 10%-Regel, während der Verein im Nachhinein die Polizeibehörden und die allgemeine Sicherheitslage verantwortlich machte für die Entwicklung. Von ihrem einstigen Standpunkt, dem Befürworten einer Legalisierung von Pyrotechnik, rückt die Vereinsführung scheinbar nun auch immer weiter weg. Die Fans haben den vermeintlich Hauptverantwortlichen dafür gefunden: Sportchef Mario Kallnik. Das zeigen ihre Transparente an diesem Tag.

Die jüngsten Ereignisse sind schwer einzuordnen, und doch zeigen sie, dass sich derzeit eine Lücke zwischen Fans und Vereinsführung auftut. Inmitten der verständlichen Versuche den Verein im Profifußball zu etablieren und höhere Strafen zu vermeiden – immerhin zahlte der FCM in dieser Saison schon 44.000 Strafe für Fanvergehen – muss der FCM nun aufpassen die Fans nicht aus dem Auge zu verlieren.

elbsport.com / Thomas Regniet

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  1. Wilhelm Töller

    Wir Fussbalfans sind etwas verrückt, denn wer bindet sich schon mal tausend km als Bein mitten in der Woche.
    Aber Fakt ist, die Informationspolitik ist in manchen Belangen etwas ins Hintertreffen geraten, wodurch auch immer.
    Ebenso ist Fakt, Mario Kallnik ist zwar der Hauptverantwortliche, aber auch er ist in seiner Entscheidungsfindung von Faktoren abhängig, wie jeder Unternehmer es ist, wenn er kurz,- Mittel,- und langfristig Planen und arbeiten will.
    Dazu gehört auch das Thema Ausgliederung, ich persönlich bin der Ansicht, das ist ein absolutes Muss!
    Wenn der Club weiter seine Ziele nach oben verwirklichen will, muss dieser Schritt sein und da soll keiner mit kommen mit Komerzialisierung und dergleichen. Ohne Geld und wirtschaftlicher Planung funktioniert ein Dorfclub , aber Lein Verein wie unser FCM.
    Außerdem, es wird immer RB usw. Vorgeschoben, was ist Wolfsburg ? Leverkusen, Hammburg, viele ausländische Clubs….
    Schalke…..
    Wir sollten einfach von Außen dem Mario Kallnik Vertrauen schenken und bedingungslos dahinter stehen, ich bin überzeugt davon, dann wird alles am Ende Erfolg. Den unbestritten ist, er ist absolut authentisch und ein Profi. Herzlichst W. Töller

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