Die zwei Gesichter des SC Magdeburg

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slider27:24 gewinnt der SC Magdeburg gegen den ThSV Eisenach, zeigt aber eine sehr wechselhafte Leistung. Die Fans sind enttäuscht, in Halbzeit zwei läuft nicht mehr viel zusammen.

Der am Ende unnötig knappe Heimsieg gegen Eisenach zeigte vor allem wieder eins: keine andere Mannschaft in der Bundesliga hat so große Leistungsschwankungen wie der SCM. Sowohl zwischen zwei Partien, als auch innerhalb eines Spiels. Eine Analyse der Leistung nach Spielverläufen.

Als die Unparteiischen Martin Thone und Marijo Zupanovic am Samstag zur Halbzeit in der GETEC-Arena bitten, ist die Welt für Grün-Rot noch völlig in Ordnung. 17:8 der Vorsprung, streckenweise führt man den Aufsteiger aus Thüringen regelrecht vor. Zwischen Minute 17 und 30 legen die Magdeburger eine 11:2 Serie hin. Wie schon sehr oft in dieser Saison sind die zehn Minuten vor der Pause die stärkste Phase der Elbestädter, z.B. letzte Woche im Hinspiel gegen den Csurgoi KK im Europacup. Aber wie auch schon gegen Csurgo scheint nach dem Seitenwechsel eine völlig andere Mannschaft aus der Kabine zu kommen.

Gelang in der ersten Hälfte noch fast alles in der Offensive -17 von 22 Versuchen fanden den Weg ins Netz- war davon nun nichts mehr zu sehen. Nur die Hälfte der 20 Versuche bringt das Team von Geir Sveinsson in im Kasten von Eisenach unter, dazu häufen sich die Tore nach Tempogegenstößen. Wie kommt es, dass die Mannschaft zwei so verschiedene Gesichter zeigt? Zunächst einmal, weil Geir Sveinsson das tat, was viele Fans schon die ganze Zeit von ihm fordern: er gab den Youngsters Einsatzzeit. Sowohl Alexander Saul, als auch Vincent Sohmann spielten Großteile der zweiten Hälfte durch. Und obwohl beide kein schlechtes Spiel zeigten, so waren sie doch immer wieder Unsicherheitsfaktoren in der eigenen Mannschaft. Viele der Tempogegenstöße liefen über ihre jeweiligen Gegenspieler, doch darf die Schuld dafür nicht nur bei ihnen gesucht werden. Gerade Sohmann half dem Team mit vier Treffern letztlich auch die zwei Punkte ins Ziel zu bringen. Das ganze Team scheint in der zweiten Hälfte nicht mehr bei der Sache zu sein, ein Beispiel ist Jannick Green im Kasten. Zeigte er in den letzten Spielen teilweise sehr gute Vorstellungen, muss er wie schon gegen Csurgo nach nur wenigen Minuten wieder runter von der Platte und wird von Dario Quenstedt ersetzt.

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Durch die Verletzung von Matthias Musche kommt auch Vincent Sohmann wieder zu Einsatzzeit in der ersten Mannschaft.

Nach der überdeutlichen Halbzeitführung wird das Spiel am Ende so wieder knapp, zwei Minuten vor Ende steht es nur noch 26:24 und der Sieg scheint wieder in Gefahr. Letztlich sind es eine Parade von Quenstedt und Robert Weber mit seinem siebten Treffer, die den Sieg sichern. Pfiffe gab es dennoch von den Rängen, die Unzufriedenheit war den Anhängern anzumerken. Und auch wenn sich der Sportliche Leiter, Steffen Stiebler, bereits letzte Woche über einzelne Pfiffe beschwerte, so sind diese nach dem Spielverlauf nachvollziehbar.

Mal läuft’s hier nicht, mal läuft’s da nicht

Nach dem Spiel sagte Fabian van Olphen im Interview, dass er heute sehr zufrieden mit der Defensive war und das Gefühl hatte, dass die Ballverluste vorne immer zu den Gegentoren führten. Ein Lob also für die Abwehr und Kritik an der Offensive. Zieht man nun wieder das Csurgo-Spiel heran und sieht sich da seinen Kommentar auf der Pressekonferenz nach dem Spiel an, klang das noch ganz anders. Der Kapitän zeigte sich vollkommen unzufrieden mit der Defensive, stellte sogar die Einstellung „einiger Spieler“ in Frage: „Im Angriff haben wir eine gute Leistung gebracht, 42 Tore das ist sehr gut. Aber Magdeburg steht für eine kompakte 6-0 Abwehr, da war heute einfach nicht von zu sehen. Das ist auch für mich als Abwehrspieler einfach enttäuschend. Ich glaube einige Spieler sind einfach nicht bereit Abwehr zu spielen.“

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Einer der großen Lichtblicke beim SCM: Jakob Bagersted ist derzeit in Topform.

Woran also liegt es, dass die Mannschaft im einen Spiel vorne super spielt, im anderen hinten, aber auch immer nur entweder oder und auch dann nur phasenweise. Schaltet das Team ab, wenn der Sieg sicher scheint nach dem Motto „ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss?“ Oder reicht die Kraft in der zweiten Hälfte nicht, wenn man vor der Pause alle Power gibt, die man hat? Auffällig ist jedenfalls, dass die Leistung am konstantesten ist, wenn die Spiele knapp sind. In den Spielen gegen die „drei Großen“ der Liga, gingen die Magdeburger nur in Kiel unter, wo wenige Minuten nach der Halbzeit das Spiel gelaufen und die Niederlage absehbar war. Sowohl gegen die Löwen als auch gegen Flensburg zeigte die Mannschaft geschlossen über 60 Minuten eine gute Leistung, auch wenn sie jeweils nicht belohnt wurde. In den Spielen gegen die vermeintlich schwachen Gegner dagegen lief nach einer deutlichen Führung oft nichts mehr.

Was letztlich Grund dafür ist, wissen wohl wenn überhaupt die Spieler selbst oder vielleicht nicht einmal sie. Solange am Ende auch die Punkte mitgenommen werden, kann man sich auch eigentlich nicht beschweren, aber auf Dauer wird das Team auf die Nase fallen, spätestens in den hoffentlich erreichten K.O.-Spielen im EHF-Pokal, wo jedes Tor entscheidend sein kann.

Nach dieser langen Kritik an der Spielweise und Moral der Mannschaft soll aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass das Team auch vieles richtig macht. Allein eine zwischenzeitliche Elf-Tore-Führung zu erspielen erfordert eine gute Leistung und auch nur sechs Gegentore nach 30 Minuten ist eine ganz starke Marke. Garant dafür waren die in der ersten Halbzeit zum einen die kompakte Abwehr um Fabian van Olphen und den zum Saisonende scheidenden Michael Haaß, zum anderen der starke Dario Quenstedt zwischen den Pfosten, dessen Formkurve wieder stark nach oben zeigt und an den Anfang der Saison erinnert, als er mit überragenden Paraden einige Punkte sicherte. Die Dauerbrenner in der Offensive der Bördestädter sind derzeit Jakob Bagersted und Robert Weber, die zusammen in fast jedem Spiel zwischen 10 und 15 Treffern erzielen. Auch gegen Eisenach waren beide wieder je sieben Mal erfolgreich, Weber erzielte bereits sein 100. Saisontor.

Wenn auch derzeit sicher nicht alles so läuft, wie sich das Mannschaft und Fans vor der Saison vorgestellt haben, so sind alle Saisonziele noch erreichbar. Ein wichtiger Schritt wären dafür die beiden Spiele gegen Göppingen in der Liga und nur vier Tage später im Pokal in einer Woche.

elbsport.com / Alexander Klarner

Foto: Ole Kliem

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