Fast so wie Härtel Fußball versteht

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Der 1.FC Magdeburg ist in dieser Saison vor allem aufgrund seiner so hocheffizienten Spielweise erfolgreich. In der Partie gegen Werder Bremen II präsentiert sich der FCM trotz eines 1:1-Resultats erstmals als eine Mannschaft, die zwar die übliche Effektivität vermissen lässt, dafür aber eine dritte Bundesliga-Mannschaft über lange Strecken regelrecht dominiert. Das gibt große Zuversicht für die nächsten Spiele.

Magdeburg – Nach dem 1:1 gegen den SV Werder Bremen II gab es in Magdeburg vor allem ein Thema: War’s ein Elfmeter oder nicht? Die Rede war von der 88. Minute, als Schiedsrichter Michael Weiner nach einem vermeintlichen Handspiel von Steffen Puttkammer auf den Punkt zeigte. Werder-Kapitän Rafael Kazior scheiterte an Glinker, erzielte aber im Nachschuss den 1:1-Ausgleich. Ein Resultat, das über den gesamten Spielverlauf hinweg doch ein recht glückliches für Bremen war.

Steffen Puttkammer war nach der Partie noch voller Adrenalin: „Klar, ich hatte die Hand schon gehoben, aber der Ball flog auf meinen Rücken!“, befand der Abwehrspieler. Bei allen Spielern überwog die Enttäuschung, sie waren sich einig, dass sie viel mehr als nur das eine Tor von Tarek Chahed (46.) hätten erzielen müssen. Jens Härtel präsentierte sich jedoch überraschend aufgeräumt. „Mit der Leistung in der ersten Halbzeit war ich absolut zufrieden“, sagte er. „Wir haben mit einem richtig guten Pressing sehr viele Bälle erobert, wo wir schnell umschalten konnten und uns so eine Vielzahl von Chancen herausgespielt haben“. Und dann sagte er noch etwas, das man von Härtel in der Form selten hört: „Von der Art und Weise war das sehr nah an dem, was ich unter Fußball verstehe“.

Und es war, auf den zweiten Blick, auch sehr nachvollziehbar, dass Härtel so sprach. Von dem unglücklichen Spielverlauf, dem Elfmeter, dem unverdienten Ausgleich abgesehen, war die Spielweise des 1.FC Magdeburg so packend wie vielleicht in der ganzen Saison noch nicht. Fast immer macht es Spaß den Magdeburgern beim Fußball spielen zuzusehen, aber das liegt an der Kraft, der Energie und Motivation, der Cleverness, mit der sie agieren. In diesem Spiel jedoch waren es die Drehungen von Sebastian Ernst, die leichtfüßigen Pässe von Tarek Chahed, die im Gedächtnis bleiben. Und es war das Pressing der Magdeburger Spieler, das Werder Bremen regelrecht überforderte.

Zeitweise erinnert Magdeburg an die Meistermannschaft von Borussia Dortmund

In der ersten Halbzeit hatte der 1.FC Magdeburg Phasen, in der man tatsächlich verstehen kann, warum die Magdeburger Spieler zwar sehr vorsichtig, aber doch immer offener über den möglichen Aufstieg in die zweite Liga sprechen. Sie dominierten das Team von Werder Bremen, das mit einigen Bundesliga-erfahrenen Spielern gespickt ist, nach Strick und Faden. Zeitweise hatten die Magdeburger innerhalb nur weniger Minuten mehrere hochkarätige Chancen.

Vierte Minute: Christian Beck legt sich den Ball nur ein kleines Stück zu weit vor, Werder-Torwart Eric Oelschlägel kommt gerade noch dazwischen. Siebte Minute: Marius Sowislo rennt alleine auf Oelschlägel zu, wieder fehlen Zentimeter. Neunte Minute: mit einer Glanztat rettet der Schlussmann gegen Sebastian Ernst. Es sind Chancen über Chancen, die sich die Magdeburger herausspielen, in der Regel nach einem Ballgewinn auf Höhe der Mittellinie oder in der Bremer Hälfte. Zeitweise erinnert Magdeburg mit ein paar Abstrichen an die besten Zeiten der Konter-Könige von Borussia Dortmund unter Jürgen Klopp.

Härtel legt in seinen Trainingseinheiten einen großen Stellenwert auf das Pressing. Er ist einer der Verfechter dieses aggressiven Verteidigens, er hat der TSG 1899 Hoffenheim so vor knapp vier Jahren eine 0:4-Blamage im Pokal beschert und wurde auch deswegen von RB Leipzig abgeworben. Ein paar Monate nach seinem Amtsantritt haben die Magdeburger seinen Spielstil verinnerlicht, und inzwischen ist es ihnen ins Blut übergegangen.

Jens Härtel merkt, wie wohl sich seine Mannschaft inzwischen in seinem System fühlt. Und verschwendet deswegen auch nicht zu viele Gedanken an den unglücklichen Verlauf der Partie: „Ich habe es der Mannschaft direkt nach dem Spiel gesagt: Wir können uns jetzt aufregen und ärgern und wen auch immer beschuldigen, aber es muss weitergehen, wir müssen das abschütteln. Nächste Woche kommt Chemnitz, da müssen wir wieder wach sein“. Er meint damit nicht zuletzt, wieder möglichst nah an seinem Verständnis von Fußball zu kommen. Aber was das angeht, ist der 1.FC Magdeburg ja offensichtlich auf dem besten Weg.

elbsport.com / Mattis Nothacker

Foto: Oliver Wiebe

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