In zwei Wochen ist es so weit. Die Nacht der „schweren Jungs“ in der GETEC-Arena steht an. Fünf Schwergewichtskämpfe an nur einem einzigen Abend und das auch noch in Magdeburg. Eine Begegnung beschäftigt uns allerdings besonders – Ruslan Chagaev gegen den SES-Boxer Francesco Pianeta. Chagaev, der Weltmeister gegen Pianeta, den Europameister. Bei einem Sieg winkt Pianeta der Weltmeister-Gürtel und ein Kampf gegen Gedächtnisgegner Wladimir Klitschko. Aber wie stehen die Chancen? Und wer ist dieser Francesco Pianeta überhaupt? Wir wollen einen Blick auf die Karriere des deutschen Boxers mit italienischen Wurzeln werfen.
Geboren ist der Rechtsausleger im Oktober 1984 in Corigliano Calabro, in der italienischen Provinz Cosenza. Im Alter von sechs Jahren wanderte er mit seiner Familie nach Deutschland aus. Ansässig wurden sie im Ruhrgebiet, genauer gesagt in Gelsenkirchen. Zunächst probierte er sich im Thai- und Kickboxen, bevor er als ordentlicher Boxer beim BC Erle 49 e.V. startete. Nach fünf Kämpfen als Amateur folgte dann 2005 das Debüt als Profiboxer gegen den Slovaken Sylvestre Petrovic in Hattersheim am Main. Ein Sieg durch K.O. in der zweiten Runde.
Der erste Titel
Das erste Highlight seiner Karriere folgte am 16. Februar 2008, als er gegen den Amerikaner Donnell Wiggans um den WBC Junioren-Weltmeister-Gürtel kämpfte. Nach drei Runden gewann er die auf zehn Runden angesetzte Partie durch einen K.O. Nur drei Monate und einen Tag später musste der frisch gebackene Junioren-Weltmeister seinen Titel auch schon verteidigen. Gegen den bis dahin in 18 Profi-Figths ungeschlagenen Amerikaner Michael Marrone. Die Verteidigung gelang ihm durch einen technischen K.O. in der zweiten Runde, mit dem er den Herausforderer erstmals in seiner Karriere auf die Bretter schickte.
Die vorläufige Krönung seiner Karriere gelang ihm ein halbes Jahr nach seiner Junioren-Weltmeisterschaft, am 30. August. Dort kämpfte er zum ersten Mal um einen internationalen vollwertigen Titel im Schwergewicht. Gegen den Briten Scott Gammer fightete er um den EBU Europameister Gürtel. Acht Runden, dann brach der Schiedsrichter die Begegnung ab und der Deutsch-Italiener war Europameister.
Der Rückschlag
Es folgten drei erfolgreiche Titelverteidigungen. Gegen den Franzosen Johann Duhaupas, gegen den Polen Albert Sosnowski und gegen den Briten Matt Skelton. Am fünften Dezember 2009 folgte noch ein letzter Kampf gegen den Russen Evgeny Orlov, bevor er die Hiobs-Botschaft einer Krebserkrankung erhielt. Er war gezwungen eine Pause einzulegen. Doch Pianeta gab nicht auf. Er kämpfte gegen die Erkrankung an und gewann. Wie fast alle seine Kämpfe.
Zwar büste er durch die Krankheit seinen Titel als Europameister ein, sein Wille war aber ungebrochen. So gab er auch kein Jahr später, am 18. Dezember 2010 sein Comeback. Seinen Gegener, den Amerikaner Mike Middelton, schickte er sogar schon in der ersten Runde durch einen Knockout auf die Bretter.
Es war der Anfang einer sehr erfolgreichen Zeit für den Profiboxer. Er wechselte das Management und kam zu SES Boxing nach Magdeburg, worauf er sieben Profikämpfe in zwei Jahren gewann. Unter anderen gegen hochkarätige Boxer, wie Oliver McHall und Frans Botha. Er erklomm die Top Ten der Weltrangliste und forderte den WBA Super World Champion Wladimir Klitschko heraus. „Das Highlight meiner Karriere“, wie er selbst sagt.
Die erste Niederlage
Die beiden Box-Schwergewichte trafen am vierten Mai 2013 in der Mannheimer SAP-Arena aufeinander. Sechs gute Runden fightete er gegen den Über-Boxer Klitschko an, bevor der Ukrainier den Lucky Punch landete und Pianeta ausknockte. Die erste sportliche Niederlage seiner Karriere. Nach dem Fight adelte ihn der Weltmeister. „Die Schläge von Francesco waren die härtesten meines Lebens. Ich bin sicher er wird irgendwann Weltmeister“, kommentierte er die Begegnung.
Ein Ansporn für Pianeta, der bereits ein halbes Jahr nach dem verpassten Weltmeister-Titel wieder gegen den damaligen deutschen, internationalen Meister im Schwergewicht, Robert Teuber im Ring stand. Allerdings nicht sehr lange. In der zweiten Runde besiegte er den Deutschen mittels K.O.
Kein halbes Jahr später holte er sich den Europameister Titel nach der Art der WBO, durch einen Knockout in der ersten Runde gegen den Franzosen Mickael Viera. Den Gürtel verteidigte er mit einem Arbeitssieg über 12 Runden, gegen den Kroaten Ivica Bacurin am 12. Juni 2014 erfolgreich.
Nun, nach über einem Jahr Vorbereitungszeit trifft er auf den amtierenden WBA-Weltmeister Ruslan Chagaev. Er hat eine ähnliche bewegte Karriere wie der unterdessen deutsche Staatsbürger Francesco Pianeta. Auch er hat gegen Klitschko verloren, auch er war geplagt von gesundheitlichen Rückschlägen. Zwei Boxer auf Augehöhe, die vor allem eines garantieren: Einen spannenden Kampf.
elbsport.com / Philipp Schöner
Foto: SES Boxing
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