Ryan Malone war in den vergangenen Wochen beim 1. FC Magdeburg das Gesprächsthema Nummer eins. Nach Monaten ohne Ligaspiel-Einsatz stand er zuletzt drei Mal in Folge in der Startformation, begeisterte mit seinen Einwürfen und erzielte zwei Tore. Doch damit ist nun erstmal vorbei: ein Innenbandanriss zwingt ihn zur Pause.
Vor einigen Tagen, in der Pressekonferenz vor dem Spiel zwischen Magdeburg und Preußen Münster, war Ryan Malone das zentrale Thema. Wo steht er? Wie läuft es mit dem Deutschunterricht? Könnte er eventuell noch offensiver spielen? Und: ist das „Experiment Malone“ bislang gelungen? Jens Härtel antwortete gewohnt ruhig und sachlich: Malone mache im Deutsch deutliche Fortschritte, im Moment sehe er ihn „eher im Defensivbereich“ und ob das Experiment gelungen sei, könne man noch nicht sagen. Klar und deutlich zeigte dies aber auch: Malone war zuletzt nicht mehr nur ein Nebensatz wert, kein Name, der nicht einmal im Kader auftaucht. Der Fokus von Journalisten, Fans und Trainern lag in den letzten Wochen besonders stark auf dem 23-jährigen US-Amerikaner. Sogar Dynamo-Trainer Uwe Neuhaus sprach ehrfürchtig von seinen langen Einwürfen.

Für Malone war diese neue Aufmerksamkeit doppelt schön. Nach Monaten im Abseits, nach einem mehr als schweren Start im ungewohnten Land mit anderer Sprache, nach zahlreichen Spielen, die er von der Tribüne verfolgen musste, war er plötzlich ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Es begann mit dem Spiel gegen Wehen Wiesbaden, in dem er völlig überraschend anstelle von Burak Altiparmak als linker Verteidiger in der Anfangsformation stand. 90 Minuten später lief er strahlend in die Katakomben: seinem Ligaspiel-Startelfdebüt hatte er noch die Krone aufgesetzt und das 1:0-Siegtor erzielt. In einem der brisantesten Spiele Deutschlands durfte er anschließend abermals von Beginn an auflaufen. Gegen Dynamo Dresden verschuldete er den Elfmeter zum 0:1, war aber auch wesentlich am 1:1-Ausgleichstreffer beteiligt und erzielte das 2:3 selbst.
Innenbandanriss: Sechs Wochen Verletzungspause
Im Heimspiel gegen Preußen Münster spielte Malone am Samstag nun zum dritten Mal in Folge in der Startelf. Doch gerade, als es zur Normalität zu werden schien, ihn von der ersten Minute an auf dem Feld stehen zu sehen, geschah das Unglück. In der 21. Minute schoss Münsters Mittelfeldakteur Amaury Bischoff einen Freistoß in den Strafraum, sein Mitspieler Marc Heitmeier stieg hoch und stürzte anschließend – direkt auf das linke Knie von Ryan Malone. Der blieb zunächst liegen, stellte sich dann aber hin, machte eine Grimasse, pustete durch und hoppelte wieder los. „Der robuste US-Amerikaner wird das wegstecken“ meinte WDR-Kommentator Robert Hunke und lag damit falsch. Denn wenig später lag Malone wieder am Boden. Jetzt gab er dem Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck das Signal. Es geht nichts mehr. Er legte sich hin und schlug die Hände vors Gesicht – ihm war wohl bewusst, dass er nun erst einmal länger den Rasen nicht betreten wird.
Am Montag folgte die Diagnose: Innenbandanriss am Knie, voraussichtlich sechs Wochen Verletzungspause. Eine Nachricht, die deutlich schlimmer hätte ausfallen können und doch ein schwerer Schlag ist. Gerade zu dem Zeitpunkt, als Malones Karriere in Magdeburg richtig in Fahrt zu kommen schien, ist es erst einmal wieder vorbei. Bald wird er mit der Reha starten und möglicherweise etwas intensiver an seinem Deutsch arbeiten. Und er wird sich sehnlichst wünschen, dass bald wieder die Zeit beginnt, in der bei den Pressekonferenzen so viel über ihn geredet wird.
elbsport.com / Mattis Nothacker
Foto: Oliver Wiebe
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