Am Samstag um 14 Uhr empfängt der 1. FC Magdeburg den FC Hansa Rostock. Sportlich stehen die Vorzeichen auf einem Sieg für den FCM, empfängt hier doch der 5. den 13. Allerdings mussten sich die Mannen von Jens Härtel zuetzt mehrfach mit Punkteteilungen begnügen, während die Hanseaten die letzten beiden Spiele gegen die direkte Konkurrenz aus Kiel und Cottbus je mit 1:0 gewinnen konnten und so im engen Abstiegskampf drei Punkte und fünf Plätze über dem Strich stehen. Wir stellen euch den kommenden Gegner kurz vor:
Hansa Rostock wurde am 28. Dezember 1965 gegründet, also etwa eine Woche nach dem FCM. Wie beim Club von der Elbe auch, ging die Gründung mit einer Ausgliederung aus einem Gesamtsportverein einher und war Resultat des selben Beschlusses der DDR-Führung. In den Anfangsjahren spielte die „Kogge“ zumeist im Mittelfeld der DDR-Oberliga, allerdings wurde man 1967 Vize-Pokalsieger und 1968 Vizemeister, ein Erfolg, den bereits Vorgängerklub Empor Rostock drei Mal errang. Markantester Spieler der Mecklenburger in jener Zeit war Stürmer Gerd Kostmann, der 1968 und 1969 Torschützenkönig der DDR-Oberliga wurde. Mitte der Siebziger wurde die Mannschaft des Kombinats Seeverkehr und Hafenwirtschaft zur Fahrstuhlmannschaft. Nach dem Abstieg 1975, stieg man im Folgejahr ungeschlagen wieder auf, nur um 1977 erneut in die zweitklassige DDR-Liga zu müssen. Nach dem erneuten Wiederaufstieg 1978, folgte prompt der erneute Gang in die zweite Spielklasse, ehe der FC Hansa die DDR-Liga 1979/80 mit 21 Siegen und einem Remis aus 22 Spielen dominierte und sich in der Folge sechs Jahre in der Oberliga halten konnte. 1986 ging es für die Blau-Weiß-Roten noch einmal in die DDR-Liga, doch wie bei den vorigen Abstiegen ging es auch dieses Mal wieder direkt zurück in die Oberliga, zudem erreichte Hansa als Zweitligist 1987 das FDGB-Pokalfinale. 1989 erreichte der Verein von der Ostsee den vierten Platz in der Liga und qualifizierte sich damit für den UEFA-Cup, schied aber gleich gegen Banik Ostrava aus. Im Zuge der Wende gelang es Hansa anders als der Konkurrenz aus Ostberlin und Dresden, die wichtigsten Spieler nicht an zahlungskräftigere Vereine aus Westdeutschland zu verlieren, was dazu führte, dass die Rostocker 1991 unter dem westdeutschen Trainer Uwe Reinders das Double aus Meisterschaft und FDGB-Pokal holten. Das bedeutete nicht nur die jeweils einzigen Triumphe in diesen Wettbewerben, sondern auch die Qualifikation für den Europapokal der Landesmeister und die gesamtdeutsche Bundesliga. Während man im Europapokal trotz eines 1:0-Heimsieges gleich in der ersten Runde am späteren Sieger FC Barcelona scheiterte, errangen die Hanseaten gleich am ersten Spieltag ihrer Bundesligageschichte mit einem 4:0 über den 1. FC Nürnberg die Tabellenführung, die sie die ersten drei Spieltage behielten. Am Ende der Saison stand jedoch der Abstieg in die 2. Bundesliga fest, obwohl man am letzten Spieltag in einem denkwürdigen Spiel der Frankfurter Eintracht die Deutsche Meisterschaft vermasselte.
1993 und 1994 verpassten die Mecklenburger mit den Platzierungen elf und acht recht deutlich den Aufstieg, doch 1995 wurde Rostock unter dem neuen Übungsleiter Frank Pagelsdorf Meister der 2. Bundesliga und stieg somit in das Oberhaus auf. Hier konnte Hansa bis 2005 verweilen und avancierte damit als zeitweise einziger Ostclub im Oberhaus zum „Leuchtturm des Ostfußballs“. Während man in den Neunzigerjahren zwei Mal den sechsten Platz erreichen konnte, fand sich Rostock bis auf einen neunten Platz im Jahr 2004 immer in der unteren Tabellenhälfte und damit auch meistens bis zuletzt im Abstiegskampf wieder. In dieser Zeit versorgte Hansa den deutschen Fußball mit einigen Kuriositäten. So ist der bis heute und vermutlich für immer gültige Zuschauerrekord der Rostocker, der aus einer Platzsperre infolge von Ausschreitungen gegen den FC Sankt Pauli entstand, weswegen ein Heimspiel im Berliner Olympiastadion vor 58.492 Zuschauern ausgetragen wurde. Außerdem war es in Rostock, als Oliver Kahn einst im gegnerischen Strafraum ein „Tor“ mit den Fäusten erzielte. Zudem waren die Hanseaten Teil des legendären Abstiegskampfes im Jahr 1999, als sie sich erst kurz vor Schluss mit einem 3:2-Sieg in Bochum retten konnten.

Nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga 2005, konnten die Anhänger im Ostseestadion 2007 schließlich den nächsten Aufstieg feiern, doch schon im ersten Jahr ging es für Rostock wieder zurück in das Unterhaus. Und die „Kogge“ sank weiter. Nachdem man 2009 am letzten Spieltag den Abstieg abwenden konnte, ging es für die Hanseaten 2010 in die Abstiegsrelegation, in der sie dem 1. FC Ingolstadt unterlagen und somit erstmals in der Vereinsgeschichte drittklassig wurden. Im Folgejahr erreichte Hansa unter Trainer Peter Vollmann ganze 78 Punkte, was zwar trotzdem nur zum zweiten Rang hinter Eintracht Braunschweig reichte, aber den sofortigen Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga bedeutete. Doch mit nur 27 Punkten wurde das Ostseeensemble Tabellenletzter in der 2. Bundesliga und stieg erneut ab. Aufgrund finanzieller Probleme konnte keine qualitativ hochwertige Mannschaft bereitgestellt werden und in den letzten Jahren liefen die Norddeutschen in der 3. Liga auf den Platzierungen 12, 13 und 17 ein, wobei im vergangenen Jahr erst am letzten Spieltag in Dresden der Klassenerhalt gesichert wurde.
Aktuell schreiben die Hanseaten hauptsächlich negative Schlagzeilen. Potenzielle Investoren, Vereinsführung und Fanszene liefern sich einen Machtkampf, während das Team auf dem Platz gegen den Abstieg in die Regionalliga kämpft. Der Verein ist hoch verschuldet und auch das Nachwuchsleistungszentrum, welches vor einigen Jahren noch zu den besten Deutschlands gehörte und unter anderem Weltmeister Toni Kroos hervorbrachte, schreibt nicht mehr so positive Schlagzeilen wie zuletzt, als der FC Hansa unter anderem A-Jugendmeister 2010 und Vizemeister 2013 wurde. In den letzten Wochen schrieb der Verein hauptsächlich dadurch Schlagzeilen, dass der Trikotsponsor wegen Fanausschreitungen in den Streik getreten ist und der Club deshalb mit leerer Brust antreten musste. Dennoch kommen im Schnitt über 12.000 Zuschauer ins Ostseestadion, was Platz drei in der 3. Liga nach Dynamo Dresden und dem 1. FC Magdeburg bedeutet. Hansa Rostock ist mit Abstand der größte und relevanteste Fußballverein in Mecklenburg-Vorpommern. Der wohl bekannteste Anhänger ist der Rapper Marteria, der selbst in der Jugend für den FC Hansa spielte und einige Nachwuchsteams als Kapitän aufs Feld führte. Trainer Christian Brand löste erst im Dezember den erfolglosen Karsten Baumann ab, der selbst erst im Dezember 2014 als Retter gekommen war. Markanteste Spieler sind Abwehrchef Matthias Henn, Kapitän und Aufstiegsheld 2011 Tobias Jänicke sowie die Angreifer Marcel Ziemer und Soufian Benyamina, obwohl Benyamina derzeit mit Schienbeinbruch ausfällt und Ziemer mit erst drei Treffern seiner Vorjahresform hinterherläuft, als er mit 15 Toren Hauptverantwortlicher für den Klassenerhalt war. In den letzten Wochen konnte sich die Brand-Elf zuletzt etwas Luft im Abstiegskampf verschaffen. In den letzten vier Spielen gab es drei Siege gegen die Konkurrenz aus Aalen, Cottbus und Kiel. Das Spiel gegen den Aufstiegsaspiranten Erzgebirge Aue wurde jedoch verloren.
elbsport.com/Martin Leckelt
Foto: Oliver Wiebe
- Eine denkwürdige Spielzeit – Die Hinrunde des FCM - Mai 29, 2016
- FCM gegen HFC: Die bisherigen Finals im Landespokal - Mai 18, 2016
- „Die Atmosphäre sucht ihresgleichen“: Im Gespräch mit Marco Bertram (turus) - April 27, 2016
Schreibe einen Kommentar