Der SCM verliert in einem der unterhaltsamsten und engsten Finals der Final-Four-Geschichte nach Siebenmeter-Werfen gegen die SG Flensburg. Unglücksrabe ist ausgerechnet Toptorjäger und Siebenmeter-Spezialist Robert Weber. Nach der Partie schwärmen beide Trainer von den spannenden Spielen und tollen Fans bei dem Turnier.
Hamburg – Der Satz „dieses Spiel hat keinen Verlierer verdient“, er fiel oft an diesem Sonntag Nachmittag, im DHB-Pokal-Finale zwischen dem SC Magdeburg und der SG Flensburg. Auch so ein Spruch änderte natürlich nichts daran, dass sich die Gewinner am Ende in den Armen lagen und die Verlierer in die Leere blickten, und doch zeugte er von großem Respekt gegenüber beiden Mannschaften, die sich einen der unterhaltsamsten und engsten Kämpfe in der Geschichte des DHB-Pokals lieferten. Er zeugte von Respekt: für den Sieger SG Flensburg, aber auch für den Verlierer, den SC Magdeburg.
Viel enger hätte das Spiel nicht verlaufen können. Nach 60 Minuten stand es 24:24, nach 70 Minuten 27:27, und so kam es zum ersten Siebenmeter-Werfen in der 23-jährigen-Geschichte des Pokal-Final-Four. Gleich der allererste Wurf bescherte Flensburg den entscheidenden Vorteil. Robert Weber, ausgerechnet Magdeburgs Sieben-Meter-Spezialist, scheiterte an Flensburg-Keeper Kevin Moller. Kurz zuvor war Weber noch der Held gewesen, als er trotz seiner immer schlimmer werdenden Knöchelblessur den 26:26-Ausgleich erzielte und dann zur Bank humpelte. Ob der Fehlwurf nun an der Verletzung lag oder nicht, weiß wohl noch nicht einmal Weber selbst. Rojewski, Haaß, Bezjak und Jurecki verwandelten anschließend für Magdeburg, doch Flensburg erlaubte sich keinen Fehler. Eggert, Swan, El-Ahmar, Zachariassen trafen, Wanne behielt beim entscheidenden Wurf die Nerven, und das Spiel war aus.
Sveinsson: „Ein besseres Erlebnis gibt es im Handball nicht“
„Auch Magdeburg hätte gewinnen können“, gab Flensburg-Trainer Ljubomir Vranjes nach der Partie zu. Magdeburgs Coach Geir Svennson sagte: „Es hätte links oder rechts gehen können“. Michael Haas meinte wiederum: „Es ist einfach nur ein riesen Scheiß“. Nach so einer knappen Angelegenheit taucht natürlich die obigatorische Frage auf, welcher Fehler denn nun der vermeidbarste war. Webers missglückter Siebenmeter? Oder einer der beiden unglücklichen Ausgleichsgegentreffer, vor der Verlängerung und dem Sieben-Meter-Werfen? Zwei Mal hatte Magdeburg die Karten in der Hand, schaffte es jedoch nicht, den Ein-Punkt-Vorsprung zu verteidigen.
Wenn eine Mannschaft weiß, wie sich die Magdeburger jetzt fühlen, dann ist es die SG Flensburg, die in den vergangenen vier DHB-Pokalfinals stand, aber allesamt verlor. „Wir stehen hier jetzt als Gewinner, nach scheiß vier Jahren, und es ist wirklich eine Erleichterung“, meinte Vranjes. „Wenn wir heute verloren hätten, dann hätte ich aufgehört“, scherzte er. Für ihn wie seinen Kollegen Sveinsson war das Final-Four aber vor allem Werbung für den Handball. „Die zwei Tage, die wir hier erlebt haben, waren unglaublich“, erklärte Vranjes, und Sveinsson sagte: „Wenn ich über Handball rede, dann war diese Woche natürlich ein super Erlebnis. Die Mannschaften haben innerhalb von zwei Tagen so guten Handball gespielt und die Fans waren unglaublich“. Und dann meinte er noch: „Auch wenn die nächsten Tage sehr schwer sein werden, muss das Ziel sein, hier zurückzukehren. Denn ein besseres Erlebnis, das gibt es im Handball nicht“.
elbsport.com / Mattis Nothacker
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