Weltmeisterschaft. Im Schwergewicht. Zum ersten Mal seit den Tagen von Max Schmeling könnte mit Francesco Pianeta ein Deutscher diesen Titel gewinnen. Und all das findet auch noch in Magdeburg statt. Höchste Zeit für uns, einen Blick auf die außergewöhnliche Begegnung zu werfen.
Magdeburg – Ruslan Chagaev und Francesco Pianeta. Zwei Namen, die schwer wiegen. Und das wortwörtlich. Beide sind internationale Titelträger im Schwergewicht nach Art der WBA und WBO. Und tatsächlich gibt es außer den Titeln noch einige weitere Parallelen zwischen dem Usbeken und dem Deutsch-Italiener.
Beide sind Rechtsausleger. Bei beiden stehen über 30 absolvierte Profikämpfe zu Buche. Beide haben mehr Kämpfe durch K.O. als nach Punkten gewonnen. Beide konnten gegen einen gemeinsamen Kontrahenten nicht bestehen – Wladimir Klitschko.
Ruslan Chagaev kämpfte 2009 gegen den WBA Verbands-Superchamp, nachdem der eigentliche Gegner, David Haye, wegen einer Verletzung abgesagt hatte. Nach neun Runden, in denen Chagaev viele schwere Kopf-Treffer kassierte und klar unterlegen war, brach sein Trainer den Kampf ab.
Vier Jahre später forderte Pianeta den amtierenden Weltmeister heraus. Auch er verlor gegen den 1,98 großen Ukrainer. Allerdings in Runde 6. Durch einen Knockout. Trotzdem sagte Klitschko später, dass die Schläge, die er von Pianeta abbekommen hatte, die härtesten seiner Karriere gewesen seien. Es war Pianetas bisher einzige Niederlage seiner Profi-Laufbahn.
Krankheits- und Verletzungspech
Beide haben auch verletzungstechnisch und gesundheitlich schon eine bewegte Zeit hinter sich. Mehrere Verletzungen und Erkrankungen zwangen Chagaev dazu, seinen Titelverteidigungskampf gegen Nikolai Walujew im Jahr 2008 wiederholt abzusagen. Infolgedessen wurde ihm sein Titel aberkannt. Er wurde zum „Champion in Recess“ erklärt, der das Recht hat, den aktuellen Champion direkt herauszufordern. Doch auch dieser in Helsinki angesetzte Rückkampf wurde aufgrund einer aus Sicht des schwedischen Verbandes zu hoher Konzentration an Hapatits B Viren in Chagaevs Blut abgesagt. Dadurch wurde ihm auch der Titel „Champion in Recess“ aberkannt.
Francesco Pianeta war 2009 gezwungen, seine erst 2005 begonnene Profi-Karriere zu unterbrechen. Bei ihm wurde ein Krebsleiden diagnostiziert. Er unterbrach seine Karriere, um ein Jahr später sein Comeback zu geben.
Zwar konnte er seitdem fast alle Kämpfe für sich entscheiden. Sein größter Moment kam allerdings erst im Mai 2014, als er mit einem souveränen Sieg durch K.O. in der ersten Runde gegen den Franzosen Michael Viera den WBO Europameister Gürtel gewann.
Zwei Monate später hatte auch Pianetas Gegner Ruslan Chagaev wieder Grund zum Jubeln. Nach einem Punktsieg über 12 Runden gegen den Amerikaner Fres Oquendo konnte er den Weltmeister-Gürtel nach Art der WBA wieder in die Höhe halten.
Erste Box-Weltmeisterschaft in Magdeburg
Am 11. Juli treffen diese Meister ihres Fachs nun in der GETEC-Arena aufeinander. Eine Premiere für Magdeburg. Zum ersten Mal findet in der Stadt an der Elbe ein Box-Event diesen Ausmaßes statt. Es ist aber auch für den deutschen Boxsport eine ganz besondere, fast einmalige Gelegenheit. Mit dem Sieg über Chagaev könnte Pianeta der erste deutsche Weltmeister im Schwergewicht seit dem großen Max Schmeling werden. Er ist sich der Bedeutung dessen durchaus bewusst. Auf der Pressekonferenz gibt er sich selbstbewusst. Eine schwere Aufgabe sei es, aber machbar. Die Motivation dürfte angesichts des vermeintlich bisher größten zu erringenden Erfolges seiner Karriere hoch sein. Auch Chagaev ist hoch motiviert. Verlieren ist für ihn beim ersten Verteidigungskampf seines vor einem Jahr zurückgewonnenen Titels keine Option.
Es ist aber nicht nur die Entscheidung über den künftigen Weltmeister. Beide erwartet bei einem Sieg eine ganz besondere Herausforderung – der Gewinner des Kampfes qualifiziert sich erneut für einen Kampf gegen Gedächtnisgegner Wladimir Klitschko. Es dürfte also ein vielversprechender Fight werden.
elbsport.com / Philipp Schöner
Foto: SES Boxing
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