Nachschlag – Pianeta ist noch nicht am Ende!

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Drei Tage ist es her. Der Kampf in der GETEC-Arena. Der erste Gong ertönt, die erste Runde beginnt. Hätte man schon vorher gewusst, wie der Kampf ablaufen wird, hätte man auch eine Pauke hinstellen können. Denn das war der Kampf – ein Paukenschlag. Ein Paukenschlag von Ruslan Chagaev. Ganze 177 Sekunden Sekunden hat er gebraucht, um seine Macht zu demonstrieren. Von vielen schon abgeschrieben als „über den Zenit“, oder „reif für den Ruhestand“ hat der Usbeke es nochmal allen gezeigt. Zum Leidwesen von Francesco Pianeta. Aber egal, wie viele das Ende seiner Karriere jetzt heraufbeschwören wollen. Am Ende ist er noch lange nicht. Ein Kommentar.

Der Kampf – Drei Sekunden

Es war eine zugegebenermaßen kurze Begegnung zwischen den beiden Spitzenboxern Ruslan Chagaev und Francesco Pianeta am vergangenen Samstag in der GETEC-Arena. 177 Sekunden lang war der Kampf. Drei Sekunden haben Francesco gefehlt, um die Runde zu überstehen. Drei so wichtige Sekunden, die es ihm erlaubt hätten, sich wieder zu sammeln. Drei Sekunden, bis ihm sein Trainer-Team hätte klar machen können, dass er jetzt nicht zu sehr in die Offensive gehen soll. Dass er lieber mehr auf die Defensive achten soll und sich Chagaev verausgaben lassen soll, um dann später im Kampf auf den K.O.-Treffer zu setzen.

Den hat Chagaev dann durch Glück im Prinzip schon nach einer Minute und 27 Sekunden gelandet. Pianeta passt nicht gut genug auf, sieht nicht, dass Chagaev einen Aufwärtshaken Richtung Schläfe losschickt und wird getroffen. Benommen von dem schweren Schlag lässt er die Deckung fallen und kassiert den zweiten schweren Treffer an der Schläfe. Dass er zu Boden geht, nur die logische Konsequenz bei diesem Hit. Was dann in seinem Kopf abgeht ist nachvollziehbar. Verunsicherung, Erschöpfung, Benommenheit.

Er entschied sich deshalb auch nicht dafür in die Defensive zu gehen, sondern auf Chagaev loszugehen. Eine Taktik die auch hätte funktionieren können. Chagaev mit der überraschend kämpferischen Taktik zu überrumpeln. Aber Chagaev war sich seiner Sache zu sicher. War an diesem Abend ein Boxer von zu großem Format. Pianeta hat mit einem starken Blatt alles in den Topf geworfen, um dann gegen ein noch Stärkeres zu verlieren. Was aber viel wichtiger ist – er hat nicht geblufft.

Die Fans – „kannst nichts einstecken“

Pianeta 3

Auf Facebook hat Pianeta sich unterdessen bei seinen Fans für den Kampf entschuldigt. „Es tut mir vom Herzen leid, dass ich euch enttäuscht habe“, schreibt er darin. Sich in den Ring stellen und sich umhauen lassen kann jeder. Aber danach zu sagen, dass es die eigene Schuld war und Fehler einzugestehen, das erfordert schon Charakter, den Pianeta damit beweist. Auch bei den meisten Fans kommt das gut an. „Kopf hoch, verlieren passiert“, „die Gelsenkirchener sind stolz auf dich“ sind nur einige der überwiegend verständnisvollen Kommentare. Manche Leute, siehe oben ausgewähltes Beispiel, sind aber offenbar keine richtigen Fans. Noch schlimmer – keine richtigen Fans, die auch noch keine Ahnung haben.

„Du bist eine Lusche in Sachen ‚einstecken'“, schreibt dieser weibliche „Fan“ in diesem sehr negativen Kommentar. Denkt man an Francescos Karriere, bleibt da nur eins zu sagen: „Geht’s noch?“. Man möchte daran erinnern, dass Francesco Pianeta in 34 Profikämpfen nur einen vor dieser Begegnung verloren hat. Und zwar gegen Dr. Steelhammer, Wladimir Klitschko höchstpersönlich. Ein Mann gegen dessen Stahlbolzen von Fäusten man auch ruhig mal verlieren kann. Der ging übrigens selbst ganze drei Mal in seiner Karriere K.O., so ganz nebenbei. Ich sehe folglich keinen Grund warum es Francesco Pianeta nicht auch erlaubt sein sollte zu verlieren. Noch dazu gegen den amtierenden WBA Box-Weltmeister. Da er diesen Titel auch nicht mal eben so beim sonntäglichen Kaffekränzchen erkämpft hat, sind seine Schläge auch nicht gerade, als würde man eins mit ner Zuckerwatte am Stil übergezogen bekommen. Jeder der das nicht glaubt, sollte vielleicht einfach selber mal zwei Runden mit dem Usbeken in den Ring steigen, bevor er große Reden schwingt.

Die Medien – Dreistigkeit purUnbenannt

Der Dreistigkeit setzen aber nicht die Fans, sondern einige Medien die Krone auf. Nicht nur, dass natürlich unmittelbar nach der Niederlage, nach der ein Boxer einfach nur völlig erledigt und enttäuscht ist, unbedingt interviewt werden muss. „Woran hat es gelegen?“ so die Frage von der Sat 1 Moderatorin, die augenscheinlich selbst nicht ganz d’accord mit Prozedere war. Schon kurz nach der Niederlage titeln auch regionale und überregionale Zeitungen und Fernsehsender mit Überschriften wie „das Karriere-Aus für Pianeta?“ oder „Nach dieser Niederlage wird er nicht mehr zurück in den Ring steigen“. So auch der Artikel einer hiesigen Zeitung „Pianeta verliert mehr als Kampf“. Abgesehen von dem grammatikalisch unkorrekten Deutsch ist daran auch noch etwas Anderes falsch – Ein Kampf ist und bleibt immer nur ein Kampf. Natürlich ist es eine schwere Niederlage für den Deutsch-Italiener, aber selbst nach einer schweren Niederlage kommt der nächste Kampf. Es liegt jetzt an seinem Betreuer-Team, ihn wieder aufzurichten, seelische Unterstützung zu leisten und ihn wieder in den Ring zu bekommen. Für eine Ende ist er erstens noch deutlich zu jung und zweitens hat er dafür noch deutlich zu viel Potenzial. Wenn er seine Karriere beenden möchte, dann wird er das tun. Aber aus seiner eigenen Entscheidung heraus und nicht weil Medien ihm das nahe gelegt haben.

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