Nachschuss: Keine Fans mehr!

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Wieder und wieder schreiben Aktionen der Zuschauer anstelle ihrer Teams Schlagzeilen. So auch dieses Wochenende, an dem es in Magdeburg eine Spielunterbrechung geben muss und in einem anderen Bundesland sogar der Spielabbruch droht. Elbsport-Redakteur Johannes Sill schämt sich für diese Art der „Fankultur“.

Erster Akt: Zweimal SSV und viel Chaos

Reutlingen, Oberliga Baden-Württemberg: Vermummte Gestalten stürmen das Spielfeld. Die Spieler des Vereins, dem sich die Hooligans zugehörig fühlen, versuchen sie zurück in die Fankurve zu argumentieren. Die Polizeikräfte bringen die Situation nur mittels Pfefferspray unter Kontrolle. Die Szenen vom Oberliga-Derby der Baden-Württemberger Teams SSV Reutlingen und SSV Ulm sind schockierend:

In der 84. Minute türmen 100 „Fans“ des SSVs aus Ulm beim Spielstand von 1:1 aus dem Fanblock. Viele Schlagstöcke und mehr Pfeffer später geht die Partie nach minutenlanger Unterbrechung weiter. Gästetrainer Stephan Baierl findet bei der anschließenden Pressekonferenz, bei der es leider mehr um die spielfernen Dinge geht als um den Sport, harte Worte für die Rüpel. Er bezeichnet sie als Krawallbrüder und Trittbrettfahrer. Sie machen dem Verein, der eine sportlich positive Entwicklung durchlaufen hat, „den Ruf wieder kaputt“.

Ortswechsel: Im Osten nichts Erfreuliches

Magdeburg, Regionalliga Nordost: Die Partie des 1.FC Magdeburg und dem BFC aus Berlin muss ebenfalls unterbrochen werden. Nach dem 1:1 Ausgleich des BFC fliegen Feuerwerksköper in Richtung Spielfeld. Einer der Böller explodiert in direkter Nähe des Gästetorhüters Stephan Flauder. Eine Spielunterbrechung ist die Folge. Flauder, der sich die Ohren hält, scheint von der Böllerexplosion schwer mitgenommen.

Die Anhänger des BFC ruinieren durch diesen Schwachsinn nicht nur ihren Ruf, sondern in direkter Konsequenz schaden sie auch der Gesundheit und der Sicherheit der eigenen Spieler. Nach bangen Minuten, in denen echte Fans um die Verfassung des Torhüters fürchten, geht die Partie weiter. Die letzten 25 Minuten des Spiels bleiben von weiterem Krawall verschont. Endstand – 1:1.

Die Bilanz: Zwei Punkteteilungen und doch viele Verlierer

Beide Partien enden also unentschieden. Dennoch gibt es Verlierer: Der Sport an sich wird mit solchen Szenen unattraktiver für das breite Publikum. Fußball-Familienausflug zu platzstürmenden Hooligans? Wohl eher keine Option für verantwortungsvolle Eltern.

Familie beiseite – für was wollen solche „Fans“ stehen? Für Fankultur und Unterstützung als 12. Mann oder für Randale und Gewalt? Leider sind sich viele Rüpel ihrer Stellung und Funktion nicht bewusst. Sie ziehen es vor, die Rolle als krakeelende Wut-Fans zu spielen anstelle die Rolle eines guten Vorbilds anzunehmen. Der schlechte Ruf der Anhänger bleibt an den Vereinen kleben.

Solche Randalierer wirken sich gleichermaßen negativ auf den Geldbeutel des Vereins aus. Die Strafen für solche Ausschreitungen muss nämlich der Verein tragen. Dieser ist meist machtlos gegen die Eigengesellschaft Hardcore Supporter. Das Verhalten muss toleriert werden. Strafen, wie Stadionverbote, werden da nur vereinzelt ausgesprochen. Lieber solche Menschen im Stadion als leere Ränge, lautet oft die Devise.

elbsport.com / Johannes Sill

 

 

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