Matthias Tischer wird den 1. FC Magdeburg aller Voraussicht nach am Ende der Saison verlassen. Sportdirektor Mario Kallnik teilte ihm im Trainingslager mit, dass der Verein nicht vorhabe, mit ihm zu verlängern. Für manche mag dieser Schritt der richtige sein. Für elbsport-Redakteur Mattis Nothacker ist es der falsche.
Es war äußerst ironisch, dass die Volksstimme ausgerechnet am 09.01. einen Artikel über Matthias Tischer veröffentlichte. Gemeinsam mit Silvio Bankert warte der Bankspieler auf seine Chance, so die Zeitung, und trotz seiner Rolle als zweiter Mann sei er zuversichtlich, dass sein Vertrag verlängert werde: „Ich weiß, was ich am FCM habe. Und ich denke, das ist auch umgekehrt so“, sagte Tischer.
Als hätten die Verantwortlichen vom Verein den Artikel zum Anlass genommen eine Entscheidung zu treffen, bekam der Torwart zwei Tage später die Nachricht, Magdeburg werde nicht mehr mit ihm planen. Sein Vertrag solle aller Voraussicht nach nicht verlängert werden. Tischer nahm den Entschluss äußerst emotional auf. „Die Nachricht haut mir den Boden unter den Füßen weg“, sagte er der „Bild-Zeitung“, offenbar mit Tränen in den Augen. „Ich bin völlig fertig“. Und Tischer schilderte ehrlich seine Gefühle: „Ich bin seit 20 Jahren beim FCM. Ich habe es nicht verdient, dass ich an einem so unpassenden Ort wie der Hotelbar abserviert werde“.
Auf den ersten Blick ist die Entscheidung nachvollziehbar. In der vergangenen wie der diesjährigen Saison setzte sich Jan Glinker gegen Tischer durch und war stets ein sicherer Rückhalt für das Team. Erst kürzlich wurde Glinkers Vertrag bis 2018 verlängert. Außerdem müssen dem Profikader in der nächsten Saison laut DFB-Regularien vier U23-Spieler angehören. Mit Lukas Cichos hat der FCM einen jungen, entwicklungsfähigen Schlussmann in der Mannschaft, der wohl irgendwann die Nummer eins werden soll und direkt hinter Glinker zu mehr Einsatzzeiten kommen müsste.
Doch das ist nur der erste Blick. Es ist die rationale Betrachtungsweise, die logische, aber nicht die richtige.
In der vergangenen Saison, vor den Aufstiegsspielen gegen Offenbach, schrieb „spiegel.de“ ein Portrait über Matthias Tischer. Darin hieß es: „Liebe und Fußball kommen in der Regel als Paradoxon daher. Wenn Tischer von seinem Verein redet, ist das anders“.
Seit über 10 Jahren ist Tischer im Profikader des 1. FC Magdeburg, von 2009 bis 2014 als Stammtorwart. Es ist vor allem die triste Phase in Magdeburg gewesen, die Tischer erlebt hat. Die Phase, in der enttäuschte FCM-Anhänger aufgrund von Misserfolg nicht mehr zu den Spielen gingen, als das komplette Präsidium zurücktrat. Eine der wenigen Konstanten in dieser Zeit war stets Matthias Tischer. Ausgerechnet nach der Saison 2011/12, als der FCM nur aufgrund der Regionalliga-Umstrukturierung nicht abstieg, verlängerte er seinen Vertrag. Und an Angeboten aus höheren Ligen soll es nie gemangelt haben.
Inzwischen geht es dem FCM so gut wie lange nicht. Der Erfolg, die Zuschauer und das Geld ist plötzlich da, seit Anfang 2015 befindet sich Magdeburg auf einer unglaublichen Erfolgswelle. So etwas lässt einen leicht vergessen, was einen wirklich hierhin gebracht hat – Menschen wie Matthias Tischer, die dem Verein treu geblieben sind.
Doch einen besonderen Stellenwert, in denen nicht nur rationale Argumente zählen, hat er sich dadurch nicht erarbeitet. Tischer hat sich wohl darin getäuscht, dass Liebe auch im Fußball einen Platz hat.
elbsport.com / Mattis Nothacker
Fotos / Oliver Wiebe
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Cfot
Richtiger Denkansatz, ein äußerst peinliches Verhalten dieses Vereins. Die Professionellen Strukturen lassen anscheinend keinen Platz für eine absolute identifikationsfigur wie „Tischi“. Loyalität ist plötzlich wenig wert und ich denke genau das ist der Grund weshalb es den Verein noch gibt. Die Loyalität von einem Tischi, Präsident Fechner, jegliche Jugendtrainer und einige Fans ist doch der Grund für aktuellen sportlichen Erfolg.In MD brauchen wir keine Söldnertruppe, wir brauchen Typen mit Biss und Herz. Tischer hat vielleicht nicht die besten Spielanlagen, aber der Verein ist es ihm schuldig, in dieser Stadt, in seiner Stadt, seine Karriere und seine Mentalität (bsp. Halle Landespokal 2014) zunwürdigen. Alle Alternativen außerhakb des aktiven Profisports sind zu prüfen!!! PS: Kallnik die Stirn bieten, die Professionalisierung sollte nicht über Leichen gehen, Die Mitglieder müssen ihrer Macht bewusst werden.