Riem Hussein ist die zweite Schiedsrichterin in der Geschichte des deutschen Profifußballs. Am vergangenen gab sie ihr Debüt beim Spiel des FSV Mainz 05 II gegen den 1.FC Magdeburg. Das Vertrauen Partien der obersten drei Ligen zu pfeifen hatte der deutsche Fußballbund zuvor nur Bibiana Steinhaus geschenkt.Es ist eine öffentlichkeitswirksame Maßnahme des DFB und zugleich das nächste Kapitel einer Grundsatzdebatte. Welche Rolle sollten Frauen im modernen Fußballgeschäft einnehmen? Zwischen Verantwortlichen und Fans wird diese Frage seit Jahren kontrovers diskutiert.
Für Riem Hussein kam die Entscheidung ziemlich unerwartet. In der neuen Drittligasaison 2015/16 soll sie große Aufgaben übernehmen und als Unparteiische einige brisante Duelle leiten. Seit dem Jahr 2005 ist die 35-jährige als Schiedsrichterin tätig, war zuvor selber als Fußballerin in der zweiten Liga beim MTV Wolfenbüttel aktiv. So glaubt sie beide Perspektiven der Medaille zu kennen, die Sicht der Spieler und die der Schiedsrichter. Gegenüber Sportschau.de berichtet Hussein jüngst über ihre Motivation als Referee tätig zu werden „Ich habe mich immer über die Schiedsrichter aufgeregt und wollte zeigen, dass man es auch besser machen kann“. Seitdem hat sie bei Spielen im Frauen- und Männerfußball Erfahrung gesammelt, durfte sieben Saisons lang in der Regionalliga pfeifen – ehe der DFB sie vor einigen Wochen in den Profifußball holte. Für Riem Hussein war es ein langer Weg dort hin.
Dass Frauen als Schiedrichterinnen im Herrenbereich eingesetzt werden, ist vielen Fans ein Dorn im Auge. Frauen im Männerfußball, das passt nicht zusammen – lautet die Devise manches Fußballfans. Das Niveau auf dem Unparteiische im Frauenfußball agieren würden sei ein ganz anderes, nicht vergleichbar mit dem der Männern. Tatsächlich kam in den vergangenen Jahren auch in den Medien immer wieder massive Kritik an der Leistung von Schiedsrichterinnen auf, besonders bei der Frauenfußball-WM 2011. Jüngst sorgte eine DFB-Schiedsrichterin, Mirja Kurtes, bei einem U19-Spiel der Frauen für Schlagzeilen, weil sie das Regelwerk offenbar nicht beherrschte. Statt einen falsch ausgeführten Elfmeter wiederholen zu lassen, gab Kurtes einen Freistoß. Ihre Assistentin bemerkte den groben Fehler nicht. Auch Profi-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus kam selbst in der zweiten Herren-Bundesliga selten über die Rolle der Assistentin hinaus. Andererseits gibt es Woche für Woche Kritik an den männlichen Referees in der Bundesliga.
Immerhin: Husseins Erfolge sprechen für sich; schließlich ist sie seit 2009 Fifa-Schiedsrichterin und wurde im vorletzten Jahr zur Schiedsrichterin des Jahres gewählt. Einen Vorteil hätten Frauen ohnehin nicht, hat man seitens des DFB stets betont. Es gelte einzig das Leistungsprinzip. Stimmen der Kritiker, die besagen eine Frau könne ein so emotional aufgeladenes Spiel zwischen Männern im Zweifel nicht kontrollieren, wurden in der Vergangenheit oft dementiert. Gerade die Frauen würden in solchen Momenten die nötige Sachlichkeit ins Spiel bringen, so die Aussagen der Befürworter.
Kurz nach ihrem 35. Geburtstag ist Riem Hussein, eigentlich als Pharmazeutin tätig, im Mainzer Bruchwegstadion erstmals als Profi-Schiedsrichterin auf dem Platz, allein unter Männern. Inmitten von groß gewachsenen Spielern steht Hussein, 1,63 Meter groß, 57 Kilo schwer und verteidigt selbstbewusst und souverän ihre Entscheidungen. Nach dem Spiel ist die Kritik überwiegend positiv – trotz einiger strittiger Entscheidungen wie einem nicht gegebenen Handelfmeter für die Mainzer. Der Erfolg gibt Riem Hussein an diesem Tag recht.
elbsport.com/ Thomas Regniet
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