Auf dem Papier sieht es im ersten Halbfinale nach einer klaren Angelegenheit aus, der SCM geht als klarer Favorit in die Partie. Doch was sind die Gründe dafür? Wo liegen die Stärken und Schwächen der beiden Teams und wie könnte das Spiel taktisch verlaufen?
Defensive: 6-0 Wand vs 3-3 Störenfriede
Der wohl größte Unterschied der beiden Mannschaften ist ihr Defensivverhalten. Während der SCM fast ausschließlich mit einer kompakten 6-0 Formation spielt, die dem Gegner das Durchbrechen sehr erschwert und viele Abschlüsse aus dem Rückraum erzwingt, treten die Löwen des BHC meist offensiver in einer 5-1 oder sogar 3-3 Formation auf, die den Gegner zu Fehlern im Aufbauspiel und zu 1-gegen-1-Situationen zwingen soll. Der Erfolg beider Mannschaften dabei ist jeweils mäßig, mit 713 Gegentoren für den SCM und 742 für den BHC liegen beide im Mittelfeld der Bundesliga.
Schlüsselspieler in der Defensive sind aufseiten des SCM natürlich Kapitän Fabian van Olphen, aber auch Finn Lemke mit seiner enormen Körpergröße und den daraus resultierenden Blocks, sowie Jakob Bagersted sind zentrale Figuren in der Verteidigung von Bennet Wiegerts Jungs.

Beim BHC ist Maximilian Weiß mit seinen 1,96m der Frontmann der Abwehr. Der Kreisläufer scheut keinen Zweikampf und hat bereits 22 Zeitstrafen in der laufenden Saison kassiert. Aber auch Kapitän Viktor Szilágyi und die Herrmann-Brüder wissen, wie man zupackt. Schwächen zeigen die bulligen Verteidiger allerdings oftmals in Mann gegen Mann Situationen gegen kleine, wendige Spieler. Das könnte beispielsweise von SCM Torjäger Michael Damgaard ausgenutzt werden.
Im Duell der Torhüter liegen die Magdeburger Keeper in jeder Statistik vor ihren Gegenübern: Weniger Gegentore, mehr Paraden und logischerweise bessere Quoten bei beiden Torhütern sprechen eine klare Sprache. ABER: Wenn der Isländer Björgvin Pall Gustavsson mal einen Lauf hat, dann kann der Kasten auch ganz schnell mal wie vernagelt wirken. Dass er bereit für das Spiel und die Magdeburger ist, kündigte er auch bereits auf Twitter an.
Noch 7 Tage! #dasloewenrudel mit dem Countdown zum #REWEFinalFour – heute mit @BjoggiGustavs #BHC06 #dhbpokal pic.twitter.com/tFXc3AWp0l
— BergischerHC (@BHC06) 23. April 2016
Offensive: Rückraumpower vs Torgefahr aus jeder Lage

Auch in der Offensive lassen sich bereits in der Statistik Unterschiede erkennen. Während bei den Löwen 427 ihrer 647 Ligatore -das entspricht etwa zwei Dritteln- von Rückraumspielern erzielt wurden, trafen beim SCM die Rückraumspieler nur 366 mal. Bei den 716 erzielten Toren entspricht das etwa der Hälfte, vor allem die Außenspieler des SCM tragen sich deutlich öfter in die Torschützenliste ein als die des BHC.
Diese Statistik zeigt vor allem die Variabilität, mit der der SCM in der Offensive punkten kann: es geht sowohl mit schönen Kombinationen oder Gegenstößen über die Außenspieler, aber auch Dribblings sowie Würfe außerhalb des Kreises von Rückraumspielern führen zum Erfolg. Gefährlichster Spieler des SCM aus dem Spiel ist Michael Damgaard, der in der Torjägerliste nur deshalb hinter Robert Weber liegt, weil dieser die 7-Meter wirft. Mit seiner Dynamik und Geschwindigkeit wird der Däne die Defensive des BHC sicher einige Male in die Bredouille bringen. Auf Außen werden Robert Weber auf rechts, sowie Matthias Musche und Yves Grafenhorst auf rechts ebenfalls wieder ordentlich Dampf machen.

Erfolgreichster Werfer des BHC ist Spielmacher Alexander Oelze, der mit 103 Toren als einziger Spieler bereits die 100-Tore-Marke überschritten hat (zum Vergleich: beim SCM hat Michael Damgaard bereits 126 Mal, Robert Weber sogar 161 Mal getroffen). Die beste Wurfquote weißt Kreisläufer Weiß mit 80% auf, die meisten seiner Chancen nach Anspielen an den Kreis bringt er im Kasten unter.
Letzlich kann man wohl sagen, dass der SCM auf allen Positionen etwas besser besetzt ist, was sich ja auch in der Tabelle wiederspiegelt. Aber unterschätzen sollte man den Underdog deshalb trotzdem nicht.
elbsport.com / Alexander Klarner
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