Vom Traum zur Tatsache

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Wegen aktuellen Ereignissen eine Viertelstunde vorgezogen, aber deswegen kein bisschen weniger spannend: Der Fight von Tom Schwarz gegen Ilja Mezencev. Schon der Einlauf der beiden Jungprofis hätte martialischer nicht sein können. Genau so war auch der Kampf der beiden K.O. Maschinen. In einer furiosen Begegnung, in der es hin und her ging, holte Tom Schwarz den Titel am Ende nach Magdeburg und ist damit erster Juniorenweltmeister nach Art der WBO.

Vor dem Einlauf der beiden Boxer war es allerdings nochmal ganz ruhig in der Dessauer Arena. Um der Opfer in Paris zu gedenken, wurde während einer Schweigeminute zwölf Mal die Ringglocke angeschlagen. Ein alter Brauch, um verstorbenen Boxern zu gedenken. Dann allerdings gab es für Tom Schwarz und seinen Gegner Ilja Mezencev kein Halten mehr.

Als hätten die beiden ihre Rollen getauscht, ging Tom Schwarz ungewohnt defensiv in die erste Runde. Vermutlich von Trainer Dirk Dzemski angewiesen, mehr auf seine Deckung zu achten, ließ er Mezencev kommen. Der leiß sich das nicht zweimal sagen und ging furchtlos auf den Hallenser Hünen los. Landete erste Körpertreffer. Der rechte Arm ging immer wieder Richtung Leber. Anders als Mezencev schielte Tom Schwarz eher auf die Kopftreffer, die er trotz der stärkeren Präsenz von Mezencev zwischendurch immer wieder landen konnte. Gegen Ende der ersten Runde wollte auch Tom Schwarz mehr aufdrehen. Dann der Schockmoment – Tom Schwarz ließ sich auf ein Handgemenge mit Mezencev ein und ging zu Boden. Wurde angezählt. Doch er schien nur gestoplert zu sein und stand wieder auf. Trotzdem ging die erste Runde an Mezencev.

Vom Sturz wachgerüttelt

Jetzt war Feuer im Ring. Tom Schwarz schien gemerkt zu haben, dass auch sein Gegenüber ein fähiger Boxer ist. In der zweiten Runde war Schwarz präsenter. Schaffte es immer wieder Kopftreffer zu landen. Am Besten meisterte er den schnellen Schlagabtausch mit dem gebürtigen Kasachen, in welchem er sich trotz chaotischer Situation nicht treffen ließ. Immer wieder trieb er Mezencev in die Seile. Deswegen ging die zweite Runde auch an ihn.

In der dritten Runde merkte man schon, wie kräftezehrend der Kampf der beiden Schwergewichtler war. Beide gerieten immer wieder aneinander, sagten sich zermürbende Sachen in die Ohren. Schwarz gelang es zusehends die Oberhand zu gewinnen und konnte immer wieder präzsie Schläge landen. Mehr eine Schlägerei als ein Boxkampf prügelten Schwarz und Mezencev aufeinander ein. Dann ging Mezencev in die Knie. Er wurde vom Referee angezählt, war bei sechs aber wieder oben. Sehr wacklig auf den Beinen konnte er dem Druck von Tom Schwarz gerade noch trotzen und rettete sich in die vierte Runde.

Comeback nach der vierten Runde

Die war noch mehr von der Erschöpfung der Sportler geprägt. Sowohl von Schwarz, als auch von Mezencev gingen nicht viele Aktionen aus. Trotzdem schaffte Tom Schwarz es insgesamt das Geschehen zu beherrschen. Bei einem Handgemenge, bei dem die Boxer klammerten, kam es zu einigen unsauberen Schlägen von Schwarz. Aber bis auf, dass Mezencev kaum noch die Deckung halten konnte, war die vierte Runde nicht weiter erwähnenswert.

Vor Beginn der fünften Runde warnte Trainer Dirk Dzemski seinen Schützling nochmal vor der Gefährlichkeit des gebürtigen Kasachen. Der wollte ihm nicht glauben, doch Mezencev erstarkte wieder in der 5. Runde. Der ging wieder sehr offensiv in den Kampf. Schwarz war zwar auch erschöpft, doch gedanklich war er da und hielt die Deckung hoch. Bei seinem offensiven Stil riskierte Mezencev zu viel und ging erneut in die Knie. Wieder wurde er angezählt, doch er konnte sich erneut aufraffen. Man merkte zu diesem Zeitpunkt deutlich, dass der junge Boxer aus Hamburg noch nie über die vierte Runde hinausgekommen war.

Endspurt zum Titel

Ilja Mezencev schien auch selbst zu merken, dass seine Kräfte nicht mehr lange reichten. Deswegen warf der erst 20 Jahre junge Boxer nochmal alles in die Waagschale  und ging auf Tom Schwarz los. Schwarz im Kopf noch fitter, konnte sich der Angriffe allerdings erwehren. Kaum hatte sich Mezencev ausgetobt ging Schwarz zum Gegenangriff über. Die Szenen im Ring waren nun überwiegend von chaotischen Handgemengen dominiert, denen lediglich der Gong zum ein Ende setzte.

In der siebten Runde konnten beide nicht mehr wirklich. Erneut kam es zum chaotischen schnellen Schlagabtausch. Doch dieses Mal war Mezencev zu schwach. Angetrieben vom unbedingten Siegeswillen, prügelten die Schläge von Tom Schwarz auf sein kasachisches Gegenüber ein. Erst konnte Mezencev noch die Fäuste vors Gesicht halten, dann alerdings wurden die Arme schlaff und die harten Hiebe des SES-Boxers trafen ungebremst des jugendliche Gesicht des ambitionierten Wahl-Hamburgers. Er ging zu Boden und der Referee beendete den Kampf. K.O. in der siebten Runde. Damit ist Tom Schwarz erster Junioren-Weltmeister im Schwergewicht nach Art der WBO.

elbsport.com / Philipp Schöner

Foto: SES Boxing

 

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